12.06.2010 - Ulaanbaatar

In Ulaanbaatar Ankunft gegen 6:30 Uhr. In letzter Zeit scheint es hier kräftig geregnet zu haben. Die Strassen sind noch nass, die Flüsse und Bäche führen viel Wasser. Am Horizont sieht man schwere Regenwolken und Regenfälle.

Bei der Zoll- und Passkontrolle ist Hendrik der Meinung die Zöllnerin im Vorbeigehen zu fragen ob sein Gepäck in Ordnung ist. Die eigentlich recht inaktive Beamtin kam widerwillig seiner Bitte nach und bewies Berufserfahrung bei der Auswahl des zu kontrollierenden Gepäcks. Genau das Teil mit unseren gesamten Medikamenten. Eigentliche kein Problem, wenn da nicht das provisorisch mit Kuli beschriftetet Tütchen mit den kleinen, weißen Pillen gewesen wäre (Mineralstoffe von Kerstin – Hendriks Frau). Also Flucht nach vorn – einfach der Zöllnerin eins angeboten. Das hat sie aus dem Konzept gebracht. Dafür gibt es keine Dienstvorschrift, also Delinquenten entlassen – Glück gehabt.

Mit einem sehr freundlichen (Schwarz-) Taxifahrer fahren wir ins Zentrum. Da wir der Sprache nicht mächtig sind, hat er für uns alles weitere erledigt: Geldumtausch und Hilfe bei der Suche nach der Spedition um zu unseren Motorrädern zu kommen.

Die Mitarbeiterin der Spedition ist sehr freundlich und bringt auch gleich noch Freunde zum Auspacken der Maschinen mit.

Die vermeintliche Lagerhalle in der die Kisten mit unseren Motorrädern stehen sollen entpuppt sich als Container auf einem schuttplatzähnlichen Gelände. Aber alles o.k bis auf dass 2 Motorräder mit dem Ständer durch den Kistenboden durchgebrochen waren. Mit den Resten der Kisten haben wir wohl gutes Material für den Möbelbau zurückgelassen – wurde von den freundlichen Mongolen jedenfalls sofort sichergestellt.

Batterien anklemmen und erster Startversuch – alle Maschinen laufen auf Anhieb.

Nachdem wir die Mopeds zusammengebaut und beladen haben, fahren wir ins Oasis, dem Treffpunkt für alle Verrückten wie wir. Erster Schreck - die Motorräder sind unfahrbar, wie beladen mit einer 500kg Mastsau. Das Oasis liegt am anderen Ende der Stadt und wir erhalten einen ersten Eindruck von den unmöglichen Verkehrsbedingungen dieser Stadt und der krassen, motorradverachtenden Fahrweise der Mongolen. Im Chaos der Stadt sammeln wir in Zentrumsnähe auch gleich erste "schwere Geländeerfahrungen". Worauf habe ich mich bloß eingelassen?

Trotzdem sind wir gut im Oasis angekommen, dank der zuvor besorgten Koordinaten und unserer GPS-Geräte.

Vor der Einfahrt ins Oasis ist noch unsere erste Wasserdurchfahrt zu meistern. Wie wir später feststellen, sollte man solche Schlammpfützen keinesfalls unbesehen durchfahren. Das Oasis entpuppt sich als genau die richtige Wahl für den Start bzw. als Zwischenstation einer solchen Tour. Bei unserer Ankunft sind wir die einzigen Gäste – nicht der Normalfall wie uns die Besitzerin Sybille versichert.

Die Last der Ungewissheit über den Zustand der Motorräder von uns genommen, flossen doch einige Bier mehr als gewöhnlich. Dabei kam Bretl der geniale Gedanke alles überzählige Gepäck im Oasis zu lassen und unserer Tourplanung etwas zu ändern. Während der Zeit unterhielten wir uns lange mit Sybille. Sie gab uns viele wertvolle Tipps und warnte vor den Gefahren. So erzählte sie von Einem, der vor einer Woche mit seinen Freunden hier gestartet ist und sich jetzt mit gebrochenem Fuß auf dem Rücktransport befindet. Mir wurde gleich ganz mulmig. Dass sie nach jeder weiteren "Horrorgeschichte" betonte, sie will uns ja keine Angst machen, half mir wenig.

Zwischendurch mussten wir unbedingt den tollen Reifenmarkt besuchen, den wir unterwegs gesehen hatten. Das ist nicht mit Worten zu beschreiben. Beim Besuch entpuppt sich die Gegend als KFZ-Service-Mekka. Etwas eigenartig empfanden wir, die Gewohnheit der Fahrzeugbesitzer im Auto sitzen zu bleiben und dass vom Radwechsel über Fahrwerksgeneralüberholung bis zum Motorwechsel. Wir haben es dann verstanden, nachdem wir beobachteten, "wie schnell man bei roter Ampel ohne Motor dasteht"  – wenige Minuten später auf dem Markt günstig zu erwerben. Wir konnten uns sowieso des Eindrucks nicht erwehren, dass die zuvor gerade ausgetauschten unbrauchbaren Reifen des freundlich schauenden Imbissbesitzers spätestens 20 min danach als fast neuwertige Gebrauchte wieder angeboten wurden. Für die Beschreibung der Reparaturmethoden der dortigen Fachwerkstätten ist mein Wortschatz leider zu gering - seht es Euch selbst an.

 > Bildergallerie

Hendrik konnte sich aber für seinen KFZ-Servicebetrieb viele wertvolle Tipps und Anregungen besorgen – Von einem Motorwechsel währen der Kunde einen Imbis zu sich nimmt, ist er noch weit entfernt .

Nachdem sich der Markt als interessante Sehenswürdigkeit entpuppt hatte, kamen wir nicht umhin auch die anderen "Fachmärkte" zu besichtigen. Hier gibt es wirklich alles, man muss nur lang genug suchen. Als Fensterfachmann war Torsten von der Logistikkette der mongolischen Fensterherstellung begeistert. Von der Anlieferung der Kunststoffprofile über Verarbeitung und Komplettierung bis hin zum Verkauf und Abtransport durch die Kunden und das ohne schriftliche Angebote, computergesteuerte Produktion und Qualitätskontrolle.

Ins Oasis zurückgekehrt und ein paar Bier geleert, gehe ich vor den anderen ins Bett. Wir haben für die Übernachtung ein Ger gemietet. Es ist schon dunkel, da finden sich noch interessante Leute ein. Ich sehe mich genötigt wieder aufzustehen. Ein junger Italiener und ein Holländer kommen von der russischen Grenze, unterwegs auf langer, interessanter Tour durch Europa und Asien. Sie gaben uns wertvolle Tipps für Russland, wie Übernachtungsmöglichkeiten am Baikal, Nothilfe Vereinigung für Motorradfahrer in Russland usw. 
 
zurück zur Übersicht