27.06.2010 - Jennisei

Sajansk - Kuitun - Tulun - Nischneudinsk - Uk - Alzamay - Taischet - Kansk - Khudonogovo bei Krasnojarsk 824 km
 
Glücklicherweise hat der Regen gegen früh aufgehört. Im Laufe des Tages klarte es auf und die Sonne schien – Temperaturen um die 20°. Wir waren davon ausgegangen, an diesem Tage problemlos bis Krasnoiarsk und evtl. darüber hinaus zu kommen. Da hatten wir aber nicht die sibirischen Straßenverhältnisse einkalkuliert. Die Strecke verläuft mehr oder weniger parallel der Transsibirischen Eisenbahn, die wir über einige Bahnübergänge überqueren und aufgrund des starken Zugverkehrs dort auch öfter warten mussten. Beeindrucken die Länge der Züge, die wohl nicht in Waggons sondern in km gemessen werden.

Die anfangs gute Asphaltstraße von Irkutsk nach Krasnojarsk ließ uns annehmen, dass das auf der ganzen Strecke so bleiben würde. Nach ca. 300 km änderte sich aber das Bild. Teilweise chaotische Ortsdurchfahrten und erst Lücken in der Asphaltdecke waren noch nicht weiter problematisch. Jedoch wurden im weiteren Verlauf der Zustand der Asphaltstrecken immer schlechter, die unbefestigten Lücken länger und deren Zustand abenteuerlich, teilweise schwieriger zu befahren als in der Mongolei. Man stelle sich eine Hauptverkehrsstraße vor, im Zustand eines besonders breiten, wie von Forstmaschinen zerfahrenen Feldweges über den sich reihenweise 40-Tonner quälen, wankend wie Opas überfütterte Mastenten wenn sie über den Hof watscheln.

Der Gipfel waren aber zu befahrende Straßenabschnitte die sich gerade im kompletten Neubau befanden. Dass von uns keiner im direkt vor uns aufgeschütteten noch nicht gewalzten Schotter gestürzt ist oder mit den arbeitenden Baumaschinen kollidiert ist, grenzt an ein Wunder. Zusätzlich erschwerte das Fahren die riesigen Staubwolken und so mancher Autofahrer der unbedingt mit uns ein Rennen fahren musste.

Die Taiga ist in der Nähe der Hauptstrasse eigentlich keine mehr. Oft ist der Wald bis zu mehreren km rechts und links der Straße nicht mehr vorhanden und es erstrecken sich Felder, Wiesen und Weiden. Orte folgen in mehr oder weniger großen Abständen.

Kurz vor Krasnojarsk werden wir von einer neuen Umgehungstrasse begrüßt, die den Vergleich mit deutschen Bundestrassen nicht scheuen muss. Wir nehmen die Einladung gerne an, da wir keine Lust auf eine erneute Großstadtdurchfahrt haben. Bei unserem Stopp mitten auf der Brücke über den Jenissei macht sich vom anderen Ende der Brückenwärter zu uns auf den Weg. Vielleicht ist es ihm zu stickig geworden in seinem winzigen Postenhäuschen. Fertig mit dem Fotografieren, fahren wir weiter ohne seine Ankunft abzuwarten. Laut schreiend und wild mit seinem furchterregenden Schlagstock fuchtelnd, wünscht er uns wohl keine gute Reise. Eigentlich hätte er ja nur warten müssen bis wir bei ihm vorbeikommen. Aber die Bewegung wird ihm gut getan haben. Nach der Überfahrt über den Jennisei verlassen wir die Hauptstraße und kaufen in einem nahe gelegen Ort ein. Der recht unscheinbare Dorfladen macht im Verkaufsraum den Eindruck einer Großbankfiliale. Die umlaufende Verkaufstheke ist bis an die Decke komplett mit cm-starken Stahlstreben vergittert, die zur Sicherheit noch zusätzlich miteinander verschweißt sind. Kommunikation, Geld- und Warenaustausch liefen komplett über eine ca. 30 x 40 cm kleine Öffnung ab. Was muss hier in der Stadt los sein, wenn man schon auf dem Dorf solche Angst vor Überfällen hat.

Nach längerer, erfolgloser Suche flussabwärts, kehren wir zurück und finden in der Nähe des Ortes am Ufer des Jenisseis einen schönen Platz für unsere Zelte. Obwohl schon fast Mitternacht – hier ist es noch hell - bekommen wir Besuch von einer Schar fröhlicher Kinder und danach von einem eigenartigen, unfreundlichen Reiter mit Sonnenbrille. Außer der gut verständlichen Geste mit der er was zu Rauchen forderte, war er offensichtlich zu keiner Kommunikation fähig.

Wir sind völlig erledigt und gehen nach Zeltaufbau, Essen und ein paar Bier bald schlafen – Uhrzeit 1:30 Uhr.


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