30.06.2010 - Altai 2

Neftebaza - ins Altai bis kurz hinter Inya - zrück bis Neftebaza - Abzweig Richtung Karakoby - wieder zurück bis Barangol 296 km

Heute wollen wir ein wenig den Altai erkunden. Ruslan und Valentina waren sehr zeitig losgefahren und schon nicht mehr da, als wir endliche aufgestanden waren. Es ist kalt und dicke Regenwolken lassen nichts Gutes ahnen. So wechselten sich Sonnenschein und Regen den ganzen Tag über immer wieder ab. Das Frühstück verlegten wir auch wieder in das nächste Cafe am Straßenrand.

Wir fuhren Richtung mongolische Grenze und wollten irgendwo nach Nordwesten abbiegen und auf einer Nebenstraße über die Berge Richtung Omsk fahren. Die Hauptstraße ist gut ausgebaut. Die immer wieder auf der Strasse stehenden Kühe kommen mir manchmal so vor, als hätten sie die Aufgabe den Verkehr zu regulieren. Da steht der grimmig blickende Stier quer auf der Straße, ich nenne ihn am Besten "Bulle", und will uns wohl anhalten um für zu schnelles Fahren zu kassieren, aber auch die runde, gemütliche Kuh "Olga" am Straßenrand, die mit ihrem Schwanz uns freundlich vorbeiwinkt wie ein Polizist die Autos auf einer überfüllten Großstadtkreuzung.

Gegen Mittag trafen wir wieder Ruslan und Valentina mit Ihren Kleinrollern. Diesmal ist etwas mehr Zeit zum Unterhalten. Sie sind beide um die 65, haben schon mehrere solche Touren unternommen und waren auch schon mehrmals mit den Rollern im Altai. Sie kommen aus Kemerovo – dürfte ca 800 km zurückliegen – und hatten sich als Ziel ein kleines Dorf in den Bergen abseits der Hauptstraße gewählt. Sie rechneten mit ca. 1800 km. Nach unserer Heimkehr erhielten wir von Ihnen eine email mit Fotos von Ihrer Tour. Ihr Ziel haben sie leider nicht ganz erreicht. Auf Grund zunehmenden Schlamms auf ihrem Weg mussten sie ca. 30 km vor dem Ziel umkehren und sind inzwischen wieder zu Hause. 1700 km in 9 Tagen mit diesen Rollern – tolle Leistung. Bevor wir weiterfuhren riet uns Ruslan noch ab die von uns gewählte Nebenstraße zu benutzen. Die auf der Karte als durchgehend befestigt eingezeichnete Straße würde nach ca. 30 km unbefahrbar werden. Wir wollten es trotzdem versuchen. Sofort nach dem Abzweig ging die Straße in einen Schotterweg über. Bretl hat zwar die imposante Hängebrücke noch überquert, war dann aber mit uns der Meinung, dass wir wohl doch besser auf Ruslan hören sollten.

Der Abzweig der zweiten in Frage kommenden Strecke lag ca. 80 km zurück und war asphaltiert. Laut Karte ist der höchste zu überwindende Pass nur 1490m hoch – also zurück. Diese Strasse machte anfangs einen wesentlich besseren Eindruck, ging aber nach einigen km in eine immer schlechtere Piste über, die dazu durch den Regen auch noch immer schlammiger wurde. Wenn das die nächsten 300 km so weitergehen würde, kämen wir wohl frühestens in einer Woche in Omsk an. Keine Lust auf diese Schlammschlacht, beschlossen wir nach ca. 40km umzukehren, doch die Hauptstrecke über Novosibirsk zu nehmen und als "Entschädigung" die uns gestern entgangene Banja nachzuholen. "Olga" am Straßenrand scheint mit unserer Entscheidung zufrieden zu sein und winkt uns freundliche durch.

Die Landschaft ist traumhaft! Hierher muss ich einmal zurückkehren und das mit viel mehr Zeit. Bei einer Passüberquerung trafen wir Jill und Janos mit einem alten Mercedes-Transporter, genannt "Silent Bubu". Sie sind schon seit März unterwegs und haben bereits eine eindrucksvolle Tour durch den Balkan, Türkei, Iran usw. hinter sich und waren gerade auf dem Weg nach Ulaanbataar, wo sie inzwischen auch angekommen sind. Sie wollen mindestens ein halbes Jahr unterwegs sein. Ihre Reise könnt Ihr hier verfolgen:  http://silentbubuontour.swissblog.ch/

Zurück in Barangol haben wir in einem Camp am Fluss eine kleine Einraumhütte gemietet und für den späten Abend die Banja reserviert, wo sich Hendrik und Torsten in einem masochistischen Anfall regelrecht mit den frischen Birkenzweigen verprügelt haben. Mir war es dort nach kurzer Zeit viel zu warm, konnte mich aber im Waschraum der Banja wieder mal richtig mit heißem Wasser schrubben und rasieren – eine Wohltat. Zuvor wurden wir von anderen Gästen ans Lagerfeuer eingeladen und mussten von unserer Reise berichten.

Schon ziemlich spät, nach 22 Uhr, genossen wir dann in der benachbarten Kneipe noch ein hervorragendes Essen mit mehreren Gängen und einigen Gläsern Bier… na ja, ein paar Wodka waren auch dabei. Satt und zufrieden wollten wir eigentlich in unsere kleine Hütte kriechen und uns wieder mal ausschlafen, da bekam Torsten eine Gitarre zwischen die Finger. Die Bedienung, Tanja und Galja, anfangs sehr reserviert, waren begeistert und erklärten das Ganze einfach zur geschlossenen Veranstaltung, wiesen neue Gäste ab und feierten mit uns bis weit in die Nacht hinein. Bretl ist wieder der Maladjez (Prachtkerl). Als wir endlich in unseren Betten lagen graute schon der Morgen. Irgendwann muss ich mal wieder richtig lange schlafen, sonnst falle ich vom Motorrad.

zurück zur Übersicht