05.07.2010 - vom Ural zur Wolga

Ural - Ufa - Oktjabrski - Togljatti - Schiguljowsk - Syzran - Chwalynsk - Wolgaufer bei Alekseevka 759 km

Diesmal hatten wir etwas länger geschlafen. Bei Kaffee und einem Bad im Fluss genossen wir noch einmal diesen herrlichen Platz. Schade, aber wir mussten weiter. Noch knapp 4000 km und nur noch 6 Tage. Wir wollten es heute auf jeden Fall bis zur Wolga schaffen, wo unsere letzte Pause geplant war. Nach ein paar km in einem Straßenkaffe noch ordentlich gefrühstückt, dann hieß es wieder fahren, fahren, fahren über endlos gerade Straßen. Bei deren gutem Zustand hätten wir eigentlich schnell vorankommen müssen. Aber bei immer wieder Abschnitten mit Wahnsinnsverkehr und bei der allgegenwärtigen Polizei konnten wir kaum schneller als 80 fahren. bei den vielen Ortsdurchfahrten noch wesentlich weniger. Und dazu noch die immer weiter steigende Temperatur. Bis 14 Uhr waren 36° erreicht – die Sonne war gnadenlos. Unterm Helm gefühlte 50°.

Gegen 15 Uhr, bei der Stadtdurchfahrt durch Togliatti fehlte im Stau auch noch der Fahrtwind, war ich gar in meiner Kluft und das Gehirne weich. Nachdem 20 km zuvor ich mich bereits kniend (richtig stehen konnte ich da schon nicht mehr) mit mindesten 2 Liter Wasser übergossen hatte, ging jetzt nichts mehr. Es machte keinen Unterschied ob mir die Augen vor Müdigkeit zufielen oder ich sie offen hatte, ich sah eh nur noch Sterne. Die Maschine konnte ich gerade noch abstellen ohne sie umzuschmeißen. Zum Glück genau daneben ein schattenspendendes Buswartehäuschen. Erst mal raus aus den Klamotten und den restlichen Trinkwasservorrat verbraucht. Die eine Hälfte über mich drüber und die andere in mich hinein. Langsam wurde der Blick wieder klarer. Ohne Schutzbekleidung fahre ich eigentlich sonst nie, aber in die Jacke konnte ich nicht wieder hinein. Mit einer leichten Trainingsjacke und gut gewässertem Helmfutter ging es weiter, nicht ohne an der nächsten Tankstelle noch eine Vorrat an Red Bull zu kaufen (trinke ich sonst nie) und davon bei jeder Gelegenheit zu trinken. So ging es besser.

Die Wolgaüberfahrt gab den Blick auf eine gewaltige Flusslandschaft frei – beeindruckend. Bei Syzran verlassen wir die M5 und fahren Richtung Süden entlang der Wolga – die Tortour hat ein Ende. Freie Straßen, keine Polizei, endlich wieder frei fahren. Die restlichen 180 km waren wie eine Belohnung für die Anstrengungen des Tages und der abschließende Abschnitt direkt am Wolgaufer mit einem phantastischen Blick über die Flusslandschaft entschädigte mich für diesen schlimmen Tag.

Der Abend brachte Wind und Gewitterwolken zogen auf. Also schnell in der nächsten kleinen Stadt noch eingekauft. Vor dem Laden boten uns Einheimische ein Ferienhaus zur Übernachtung an. Wir wollten aber lieber an der Wolga Zelten. Mehrere schöne Möglichkeiten hatten wir bereits unterwegs gesehen und hatten dann auch schnell einen passenden Platz direkt am Ufer gefunden. Das Gewitter zog glücklicherweise vorbei und nach ein paar kalten Bier und reichlich Essen erschien mir der Tag gar nicht mehr so schlimm.

Gegen Mitternacht, endlich im Zelt, bin ich sofort eingeschlafen.