07.07.2010 - deutsche Biker

Saratow - Kalininsk - Balaschow - Borissoglebsk - Anna - Woronesch - Vyaznovatovka 598 km

Bretl war gnadenlos - lautstarkes Wecken kurz nach 7. Hendrik konnte nur durch Rufen und Klopfen ans Fenster geweckt werden. Er schlief wie tot, einziges Lebenszeichen, sein Schnarchen war nicht zu überhören.

Das Taxi war schon bestellt und angetrieben von Torsten, glich unsere Abreise schon fast einer Flucht. Zurück im "Haupt"-Hotel beluden wir unsere Maschinen. Ein Frühstück für über 12 EUR pro Person war uns dann doch zu happig, also wie immer, erst mal ein paar km fahren. Noch ein letzter Blick zur Wolga und los gings. Vorsichtshalber wollten wir uns doch noch registrieren lassen, engagierten einen Taxifahrer und ließen uns von ihm wieder zu dieser Behörde führen. Dort erklärte man uns, dass wir ganz wo anders hin müssten und dass man dort ab 14 Uhr geöffnet hat. Das reichte, wenn wir schon Strafe zahlen sollen, dann können wir das auch an der Grenze. Irgendwie rauslassen müssen sie uns ja wieder. Und wie schon gesagt, an der Grenze hat die Registrierung keinen interessiert. Zusammen mit der Durchfahrt durch Saratow hatten wir so wieder gut 2 Stunden verloren

Kurzer Abstecher nach Kalininsk zum Geldtauschen. Eine Bank war schnell gefunden und am Kassenschalter standen in großen Lettern die Umtauschkurse für Dollar und Euro. Die gut beleibte Angestellte wirkte, als hätte man den kleinen Kassenraum passgerecht um sie herumgebaut. Obwohl geöffnet, beschied Sie uns ziemlich unfreundlich, dass wir hier nicht umtauschen können, warum auch immer. Nach einiger Suche fanden wir ein paar Straßen dann noch einen Automaten, der nach mehreren Versuchen Geld in kleinen Portionen ausspuckte. Wir müssen uns im Nachhinein noch für die Geduld der vielen nach uns Wartenden bedanken.

Um die Mittagszeit, 40 km weiter, machten wir erst mal Rast in einem der typischen Kaffees am Straßenrand. Wir saßen noch nicht lange, da stürmte ein Russe herein, begrüßte uns kurz und fragte dann, ob wir irgendwelche Probleme haben. Wir verneinten und müssen ihn wohl etwas verständnislos angeschaut haben. Er stellt sich kurz vor, erklärte, dass er der Vorsitzende (oder so was ähnliches) von einem Motorradklub in Saratow sei. Dann drückte er uns eine Visitenkarte in die Hand und sagte noch, wenn wir 250 km um Saratow ein Problem haben, sollen wir dort anrufen und schwups war er wieder verschwunden. Die Nummer hätten wir gestern gebraucht, schade.

Wieder bei unseren Maschinen, fahren 2 Yamaha Tenere vor, genauso ausgerüstet wie wir – Alukoffer, Geländebereifung und Ersatzreifen. Nur sehen die Fahrer noch frischer aus und die Maschinen sind wesentlich sauberer als unsere. Tina und Sascha aus Altenburg, die ersten und auch letzten deutschen Motorradfahrer, die wir auf unserer Reise trafen. Sie wollten genau dorthin, wo wir herkamen, nach Ulan-Bataar. Wir sind begeistert und natürlich gab es eine Menge zu berichten und Informationen auszutauschen. Wir erzählten von unseren Erfahrungen in der Mongolei und der gewählten Route, sie von der Ukraine und was uns dort mit Polizeikontrollen noch so blühen kann. Aber wir mussten weiter, wollten wir doch heute noch fast 500 km schaffen. Mit vielen guten Wünschen verabschiedeten wir uns. Kurz bevor ich diesen Bericht schrieb erhielten wir von ihnen eine email, dass sie Anfang August wieder glücklich zu Hause angekommen sind. Ich hoffe, dass wir bald noch mehr Informationen von ihrer Reise bekommen werden.

Von der restlichen Strecke gibt es nicht mehr viel zu berichten. Auf den langen geraden Straßen sind wir bei wenig Verkehr gut vorangekommen. Gegen Abend zogen Wolken auf und es regnete immer wieder, kühlte sich dadurch aber auf angenehme 24° ab. Wir hatten den Eindruck, dass die Fahrweise der Russen inzwischen wesentlich aggressiver geworden war als in Sibirien. Mehrere Unfälle sprachen für sich Besonders schlimm war es in Woronesch und wir waren froh als wir dort durch waren, zumal es auch noch regnet.

Die Sonne stand schon tief, da drohten in der Ferne schwere Gewitterwolken und Blitze. An Torstens suchendem Blick sah ich, dass er wohl auch keine Lust hatte da noch durchzufahren. Schnell fand er dann auch abseits der Straße, hinter einem Dorf in einem geschützten kleinen Tal einen guten Platz auf einer Viehweide, sogar mit "fliesendem Wasser". Unsere voraussichtlich letzte Übernachtung in Russland.