25.06.2010 - Bootsausflug

Mit dem Boot zur Pestschanaja Bucht und zurück ca. 100 km
 
Wir haben mal richtig ausgeschlafen. 11 Uhr Ortszeit stehen wir auf und bekommen ein reichhaltiges Frühstück. In der Nacht hat es geregnet - 11°, stark bewölkt.

Geplant ist eine Bootstour. Der Besitzer muss aber in der 45 km entfernten Tankstelle noch Benzin holen. Er will in ca. 2 Stunden zurück sein. 2, 3, 4 Stunden – wir haben inzwischen alle geplanten Arbeiten erledigt (u.a. Bretls Hinterreifen geflickt) – der Mann ist noch nicht zurück. Nach Auskunft der Wirtin war Tankstelle geschlossen, hatte der Mann eine Panne unterwegs usw.

Wir haben schon nicht mehr daran geglaubt, gegen 17 Uhr kommt tatsächlich das Boot – geplant war 14 Uhr. Nicht dass es dann gleich losgeht, da wird erst mal noch die Schraube am 175 PS Außenborder gewechselt, ein Notmotor montiert und auch einfach so etwas herumgestanden. Die Ruhe mit der hier alles so geschieht ist beeindruckend, aber das ist eigentlich fast überall so, nur nicht in Deutschland. Dafür war aber die Temperatur bei inzwischen strahlendem Sonnenschein wieder auf über 20° gestiegen.

Aber dann geht´s los. Mit 52 km/h (gemessen mit GPS) die Küste nach Nordwesten entlang, vorbei an schöner Landschaft und verschiedenen Schiffen zur malerischen Bucht von Pestschanaja mit einer kleinen Urlaubsanlage und einem winzigen alten Fischerdorf. Dort hielten wir uns ca. 2 Stunde auf um die Umgebung zu erkunden. Ich nutzte die Gelegenheit um meinen Vorsatz war zu machen, einmal im Baikal zu schwimmen. Es war saukalt – ich nahm an ca. 10°. Als der Skipper auf meine Frage mir mitteilte dass es nur ca. 8° sind, überlief mich gleich noch mal ein kalter Schauer.

Gegen 20:30 Uhr waren wir wieder zurück. Auf unserem Ferienhof hatten sich inzwischen weitere Gäste eingefunden, darunter Sergej mit Frau Irina und 2 Freundinnen (Natascha und Svenja), die uns spontan zu sich an Ihre Grilltafel einluden. Ich war erstaunt wie gut ich mit meinen Restkenntnissen aus dem lange zurückliegenden und gehassten Russischunterreicht zurechtkam. Sie waren alle um die 30 Jahre alt und erzählten uns, dass sie als Mediziner in einem Krankenhaus in Irkutsk arbeiten und hier Ihre freie Zeit verbringen. Das selbst zubereitete Essen mit selbst angebauten Kräutern und Salat schmeckte sehr gut. Dazu gab es Wodka und Wasser. Wir hatten sehr viel Spaß miteinander. Die teilweise recht komischen Versuche die Sprachbarriere zu überwinden, trug auch dazu bei. Höhepunkt des Abends war der Auftritt von Torsten mit der aus dem Restaurant geliehen Gitarre. Zu Blues-Melodien sang er Texte, wie sie ihm gerade einfielen. Die Frauen lagen ihm zu Füßen.

Ich will hier etwas zu dem Bild des Wodka trinkenden Russen sagen, welches bei uns weit verbreitet ist, zumal mich Sergej darauf ansprach Sicher wurde an diesem Abend reichlich Wodka getrunken. Aber nicht aus 100 Gramm Gläsern und auch nicht mehr als die vergleichbare Menge Bier bei einer deutschen Grillparty. Außerdem wurde dazu reichlich Wasser getrunken und viel gegessen. Sergej erklärte mir noch, das sie entweder nur Wodka oder nur Bier trinken aber niemals beides gleichzeitig. Auch stellt es kein Problem dar, dass ich nach einem Begrüßungsschluck weiteren Wodka ablehnte und lieber Bier trank – wurde ohne Bemerkung akzeptiert. Bei den vorherigen Bekanntschaften in den Bergen konnten wir sogar feststellen, dass Wodka von den Einheimischen auch abgelehnt wurde. So wollte weder Fedja der Waldarbeiter einen Wodka mit uns trinken noch jemand auf dem Bauernhof in den Bergen am Baikalsee.

In der fröhlichen Runde hatte Hendrik zwar den Rat befolgt kein Bier zum Wodka zu trinken, aber den mit dem Essen nicht, was zur Folge hatte, dass er sich bei Verlassen der Festtafel auf dem steinigen Boden wiederfand, mit einer Platzwunde am Kopf. Hier konnten unsere Gastgeber ihr medizinisches Wissen und Ihre Medikamente zum Einsatz bringen. In seiner engen Hütte, umringt von 3 Medizinern wusste Hendrik gar nicht wie Ihm geschah. Im Handumdrehen war seine Wunde desinfiziert und die Blutung gestillt. Der dabei unvermeidliche nahe Kontakt zu den beiden sehr reizenden jungen Frauen ließ ihm offensichtlich die Schmerzen dabei als Nebensache erscheinen. Dass er am nächsten Tag so fit war, lässt mich mutmaßen, dass er bei dem Unfall doch nur einfach gestolpert war und der Wodka nur einer Nebenrolle spielte.
 
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